Jedes Mal, wenn ich mich für den Einkauf im Supermarkt nicht extra umziehen möchte, frage ich mich, ob es denn OK ist, mit Jogginghose zum Supermarkt zu fahren.
"Das macht man doch nicht.", ruft die Stimme in meinem Kopf.
Dieses Thema ist nun keines, was wirklich der Rede wert ist, dennoch ist es ein gutes Beispiel dafür, wie wir in unserem Leben von unseren eigenen Überzeugungen beeinflusst werden. Immer wieder versuche ich, meine Handlungen und Gedankengänge unter die Lupe zu nehmen und stelle dabei fest, dass ich mich in vielen Dingen, die ich tue oder unterlasse daran orientiere wie "man" es macht oder eben nicht.
Wir alle haben tagtäglich viele Entscheidungen zu treffen - dabei vertrauen wir auf jene Entscheidungswege, die wir bisher kennengelernt haben, die uns vertraut und bekannt sind. Wenn wir unsere Handlungen reflektieren und uns fragen, warum wir X oder Y tun oder denken, gibt es dafür manchmal nicht mehr als die Antwort "weil man es so macht/nicht macht". Vielleicht hast du Kinder - sei ab und zu einmal wachsam in Bezug auf die Kommunikation mit ihnen. Wie oft begründest du Entscheidungen damit, dass "man das eben so macht/nicht macht"? Als Kind oft gehört, bilden sich daraus Überzeugungen, die wir ein meist Leben lang für wahr halten. Diese Wahrheit ist für jeden individuell, gemäß seiner persönlicher Prägungen. Überzeugungen ganzer Gesellschaften begleiten uns ebenso durchs Leben. Was als gesellschaftliche Norm gilt tut man oder eben nicht. Diese gesellschaftlichen Normen sind ebenso Teil unseres Lebens und beeinflussen uns, ja setzen uns manchmal gehörig unter Druck. Wie sehr müssen wir dieser Norm entsprechen? Wie weit möchten wir uns fügen? Wie weit können und möchten wir uns davon distanzieren?
Eines unserer menschlichen Grundbedürfnisse ist das Bedürfnis nach Verbundenheit, nach Gemeinschaft - dementsprechend handeln wir oft so, wie es die Gesellschaft erwartet, damit dieses Bedürfnis "dazuzugehören" erfüllt wird. Aber fühlen wir uns dabei wirklich wohl? Tut uns dieses Handeln wirklich gut? Sind wir damit glücklich?
Ebenso zählt Autonomie/Freiheit zu den ureigensten menschlichen Bedürfnissen. Wir möchten als persönliche Individuen wahrgenommen werden, in unserer Besonderheit und Unverwechselbarkeit. Wir trachten nach Selbstbestimmtheit und der Möglichkeit, frei über unser Leben zu entscheiden.
Wie können wir nun einerseits das Bedürfnis nach Zugehörigkeit stillen, wenn wir gleichzeitig das Bedürfnis nach Autonomie, Freiheit und Selbstbestimmtheit erfüllt wissen möchten?
Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor, sieht die Lösung dieses Dilemmas in der Verbindung unseres Handelns mit unseren Gefühlen, die wir dabei erleben. Wir können uns bei allem, was wir im Leben tun/nicht tun die Frage stellen, ob es uns gut tut, uns glücklich macht, ob wir Sinn darin finden. Ich erachte diesen Weg, in ein freies, erfülltes Leben, als unendlich wertvoll und möchte ihn daher gerne mit euch teilen!
Wir dürfen mutig sein, unsere Überzeugungen und Vorstellung, wie "man" zu leben, zu handeln, zu denken hat, über Bord zu werfen und damit aktiver Gestalter unseres eigenen Lebens zu werden. Lasst uns alle einen Platz in dieser Gesellschaft finden, in der wir sein dürfen, wie wir sind - weil es uns gut tut.

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