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Her mit dem schönen Leben!

Es gab eine Zeit, in der ich dachte, dass MentaltrainerInnen, Coaches, PsychologInnen, TherapeutInnen, all jene die sich mit der mentalen Gesundheit von Menschen befassen, sich immer "im Griff" haben, sich nicht ärgern oder wütend sind, sich nicht als Opfer fühlen, immer freundlich, respektvoll und empathisch mit sich und anderen Menschen umgehen und vieles mehr. Heute weiß ich, dass das ein Irrglaube war - ein Bild, das ich mir selbst in meinen Gedanken ausgemalt habe, das aber nicht der Realität entspricht. Mittlerweile habe ich gelernt, dass es in unserer Natur liegt, von Situationen, Menschen und Ereignissen, die uns im Alltag begegnen auf eine Art und Weise "berührt" zu sein, das betrifft uns alle, jeden Einzelnen. Unsere Emotionen und Gefühle sind doch genau das, was uns als Menschen so besonders macht. Wie wir unsere Gefühle und Emotionen nutzen, ob wir sie überhaupt erkennen und wie wir damit umgehen ist jedoch sehr individuell und macht für mich den entscheidenden Unterschied in der Frage, wie "gesund" wir uns fühlen und sind. JA, auch als Mentaltrainerin darf auch ICH "negative" Emotionen haben und diese auch zeigen. Ich erlaube es mir, wütend, verärgert, ungeduldig, gestresst, unfreundlich zu sein, zu jammern, zu schimpfen, mich unfair behandelt zu fühlen, an mir zu zweifeln, mir zu wenig zu vertrauen und Ängste zu haben.....all das erlaube ich mir, trotz der Tatsache, dass ich genau weiß, was diese Gefühlsregungen mit mir machen und dass sie nicht gesund sind. Was jedoch den großen Unterschied macht ist der Umgang mit diesen Emotionen. Zulassen & Ausleben ist gesünder als Verdrängen, Hinschauen ist gesünder als Wegschauen. Ich habe gelernt, hinzuschauen und zu reflektieren. Was passiert da gerade mit mir? Was denke ich, warum denke ich das? Was fühle ich dabei? Wie geht es mir damit? Was macht mein Körper in dieser Situation? Wem hilft meine Reaktion, wem schadet sie? Möchte ich so sein?


Wenn mich diese Gefühle und Emotionen überkommen, fällt mir das mittlerweile recht schnell auf. Ich bin dann hellwach und registriere, dass ich mich diesem Gefühl nun liebevoll zuwenden darf. Fühle ich Wut, Ärger, Traurigkeit? Kann ich an der Situation, die in mir diese Gefühlsregung auslöst, aktiv etwas ändern oder liegt es außerhalb meines Einflussbereichs? Ich widme mich dann sofort meinem Atem. Ich nehme ganz bewusst wahr, dass ich manchmal beinahe kaum mehr atme oder nur ganz flach, was die Gefühle üblicherweise noch verstärkt. Also kann ich selbst sofort etwas Gutes für mich tun, indem ich ganz tief in den Bauch hineinatme - drei, vier, fünf Mal. Sofort spüre ich, dass der erste Druck abfällt und ich meine Gedanken besser sortieren kann. Manchmal möchte ich ein bisschen länger im "Drama" bleiben, dann lasse ich auch das zu. Wenn die Emotion abflaut werde ich wieder aktiv. Habe ich Möglichkeiten, ein Problem zu lösen, dann widme ich mich möglichen Lösungswegen. Wenn ich keinen Einfluss darauf habe, dass sich die Situation verändert und ich mich wohler fühlen kann, schließe ich Frieden und lass sein, was ist. Ich nehme mich so gut es geht heraus, wechsle die Örtlichkeit oder beende ein unangenehmes Gespräch. All das, was mich manchmal ärgert oder nervt, ist somit immer noch ein Teil meines Lebens, ABER....dieser Teil wird immer kleiner bzw. dauern diese Zustände einfach nicht mehr recht lange an. Ich schleppe weniger von dieser Emotion über den ganzen Tag oder eine längere Zeit mit mir herum, es berührt mich meist nur in dem EINEN Moment, zieht dann aber einfach wieder weiter.


Oft gab es Tage in meinem Leben, an denen ich nichts genießen konnte, mich an nichts so richtig erfreuen konnte, an denen ich abends das Gefühl hatte, den ganzen Tag Opfer meiner Gefühle gewesen zu sein. Heute ist das anders und ich bin unendlich dankbar mich auf diesen Weg gemacht zu haben, mich dazu entschieden zu haben, mir selbst wichtig zu sein, mich aktiv um mich und mein Wohlbefinden zu kümmern.


Ich stelle auch fest, dass ich immer weniger auf unangenehme Situationen oder Ereignisse reagiere, mich ganz gut schon vorher rausnehmen kann, bevor sich starke Gefühle entwickeln. Manchmal bin ich selbst von meiner Entwicklung ein bisschen überrascht und genieße dann meine kleinen Erfolge, die sich mehr und mehr einstellen.


Sich für Veränderung zu entscheiden, bedeutet nicht, ein anderer Mensch zu werden. Es bedeutet viel mehr, sich wieder neu kennenzulernen, Ressourcen wieder zu entdecken, bewusster und achtsamer mit sich selbst umzugehen und sich dadurch mit dem schönsten Geschenk zu belohnen: einem bunten, vielfältigen, intensiven, emotionalen Leben mit all seinen Höhen und Tiefen und dem Vertrauen, dass wir selbst dafür sorgen können, dass nach Regentagen auch wieder die Sonne scheint!











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